Montag, 4. August 2008
Eindruecke aus Sambia
So, muss doch online schreiben, da ich den Poweradapter vergessen habe. Mach es also wohl auf mehrere Male.
Erstmal berichte ich euch, wie angekuendigt, von der schlimmsten Strasse, die man sich nachts (!) vorstellen kann.
Wir kamen von den Wasserfaellen im Nordwesten des Landes (hinreisender Campingplatz direkt an der Abbruchkante - so was waere in Europe unvorstellbar) und wollten an den Lake Tankanijka im Nordwesten des Landes (unmittelbar zur Grenze nach Tansania). Es war mal wieder bereits abends als wir den Ort Nbala erreichten. Von dort sollte es "nur" noch die Abzweigung hinter zu den Faellen und dann die Abzweigung den Berg runter zu der Isanga Bay Lodge gehen. Im Daemmerlicht bogen wir ab und fuhren die schlechte Sandpist immer ca. auf einer Hoehe Richtung Wasserfall hinter. Das zog sich schon mal und rasch wurde es dunkel. Dass wir die Abzweigung zur Lodge nicht verfehlten hing auch damit zusammen, dass in diesem Moment uns ein Rettungswagen in diesem middle of nowwhere ueberholte und gleich hinter der Abzweigung zum stehen kam. Wir also biegen ab. Alles klar. Irgendwie rumorte in meinem Hinterkopf, dass die Hafenstadt Mupulungo auf unter 800 Meter liegt, wir aber hier auf ueber 1400 Meter uns befinden und die Lodge wohl kaum hoeher als die Stadt liegen wuerde. Daraus folgt: Irgendwie muss es noch abwaerts gehen. Satte 600 Hoehenmeter und ein paar Zerquetschte. Nun, bald schon sahen wir, besser gesagt sahen wir nicht aber spuerten wir, wie das aussehen wird. Man stelle sich eine 11 Meilen lange Ab(manchmal auch wieder Hochfahrt) vor, die sich im Groben anfuehlt, als wenn man durch ein Bachbett mit ziemlich grossen Wackersteinen fahren wuerde. Die Sichtweite reicht immer nur ein paar Meter, rechts und links ist dichter Mischwald oder meterhohes Schilf. Dann die ersten Baeume, sie liegen mitten auf dieser (selbstverstaendlich einspurigen) Piste. Schwach erkennbare Umfahrungen zeigen uns, dass zumindest noch mindestens ein weiterer Irrer diese Strasse im Laufe der letzten Wochen genommen haben muss. Wir umrunden. Einmal fahren wir ueber den Stamm, was solls.
So, weiter abwaerts. Die Piste wird immer schlechter. Wahlweise rechts oder links, oft im kurzen Wechsel, gibt es riesige Loecher. Juerg laeuft ein gutes Stueck immer voraus, um Jochen meterweise durch den Weg zu lotsen. Dann kommt mal wieder ein Loch links, ca. 50 cm tief, ca. ein Meter lang, ca. so breit wie die Fahrspur des linken Reifen. Keine Ausweichmoeglichkeit rechts oder links, da es dichtestes Gestruepp und vor allem Baeume direkt am Wegesrand gibt. Jochen faehrt rein, Landy faengt langsam zum kippen an. Jochen ist die Ruhe selbst. "Alle aussteigen, auf meiner Seite". Barbara und ich stellen uns auf das Sideboard auf der Fahrerseite, um mehr Gewicht auf diese Seite zu bringen. Die Zweige des Baumes haengen einem dicht im Nacken. Fuer einen Moment muss ich daran denken, dass hier auch Boomslangs oder Twigsnakes unterwegs sein koennten.... Jochen derweil hebt das linke Hinterrad mit dem Wagenheber an, Juerg schleppt Stein fuer Stein, Holz fuer Holz an, um das Loch zu fuellen. Schliesslich - nach einer Ewigkeit!!! - laesst Jochen das Fahrzeug wieder runter. Ich finde, er steht genauso schief wie zuvor. Jochen sagt, wir probieren es. Er steigt ein: " Barbara und Annette, ihr bleibt auf dem Sideboard stehen, ich fahre rueckwaerts." Bumper, bumper - muss wohl das Herz sein, was man so laut hoeren kann... Fuer mich ist die Situation die ganz persoenliche Horrorsituation. Ich habe vor dem Umfallen des Autos am allermeisten Angst. Aber Jochen faehrt vorsichtig, souveraen das Auto zurueck. Nach einigen Sekunden Atemanhalten isrt klar, das Auto steht wieder auf sicheren Boden!! Aber - das Loch ist nun wieder vor uns. Ein neuer Versuch, immerhin ist es jetzt ein wenig gefuellt, und Jochen ist durch. Allseitiges Aufatmen. Aber noch sind wir nicht da!!!
Weiter geht es den Berg hinunter. In der Ferne sehen wir immer wieder Lichter. Das muss die Lodge sein! Aber irgendwie kommen die nicht naeher. Ploetzlich sind wir unten, die Strasse geht nun auf einer Ebene weiter und tatsaechlich gibt es ein weiteres Schild, was einem zeigt, dass wir richtig sind. Wir erreichen eine Bruecke. Diese selbst schaut ok aus. Zu- und Abfahrt sind allerdings mit rund 40 cm Hoehenunterschied verbunden. Jochen rumpelt hoch, Jochen rumpelt runter. Er und Landy sind ein perfektes Team! Wieder ist eine heikle Situation geschafft. Dennoch, uns allen ist klar. Da muss es noch einen anderen Weg als diesen zur Lodge/Campsite geben!!!
Schliesslich erreichen wir Haeuser. Rechts und links von der nun nicht mehr erkennbaren Piste stehen kreuz und quer Haeuser und vor jedem befinden sich dutzende (icxh uebertreibe nicht!!!) Kinder. Eigentlich nur Kinder und Jugendliche. Keine Erwachsene in Sicht, aber das kennen wir schon. Die Kinder groelen und rufen, teilweise freundlich, teilweise typisch: Give me...
Ein junger Mann bietet sich an, vorne auf der Kuehlerhaube mitzufahren, um uns den Weg zu weisen. Wir nehmen das Angebot gerne an, denn von Weg kann man nun wirklich ueberhaupt nicht mehr sprechen. Ein zweiter junger Mann setzt sich auf die andere Seite. Er will auch an diesem lukrativen Trinkgeldgeschaeft teilhaben. Wir sagen ihm, dass er runter muss. Jochen seht ja nichts mehr. Er will nicht. Die beiden vorne geraten in Streit. Juerg steigt aus und vertreibt den einen. Der kommt aber wieder zurueck, derweil haengen die Kinder hinten am Landy dran. Jochen macht eine Vollbremsung, um ihnen klarzumachen, dass sie runter muessen. Die Sache ist alles in allem sehr heikel. Es ist zwischenzeitlich halb zehn in der Nacht. Nach sechs Kilometern erreichen wir die Lodge. Genauer gesagt, wir bleiben vor dem stockdunklen Grundstueck stehen. Stacheldraht und eine Tuer ist zu sehen. "Hier kann er nicht rein", unser junger Helfer bekommt sein Trinkgeld und wir ueberlegen derweil, wie wir denn hier rein kommen. Da sehen wir, dass der Stacheldraht geoeffnet werden kann. Wir machen das und fahren im stockdunklen in das Gelaende, suchen die Campsite und stellen uns hin. Keine Menschenseele, kein Licht, nichts. Seltsam!!!! Da, ploetzlich kommen zwei Nachwaechter. Wir erklaeren, dass wir campen wollen und Durst auf ein Bier haben. Sie laeuten die Manaagerin raus und tatsaechlich bekommen wir noch ein Bier!!!
Noch am gleichen Abend erfahren wir, dass es keine andere Zufahrt als diese gibt - d.h. wir muessen da wieder hoch (haben wir dann an meinem Geburtstag gemacht) und dass die meisten Menschen hierher mit dem Boot von Mupulungo kommen (Auto dort lassen). Aber, wir waren immerhin schon die dritten Verrueckten in diesem Jahr, die den Berg gefahren sind!
Die Campsite selber ist im uebrigen wunderschoen, weisser Sandstrand, Palmen, mildestes Klima (kein Frieren in der Nacht!!!!!), einen privaten Uhu im Baum, der unendlich seufzte!!

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