Montag, 22. September 2008
Wer anderen hilft, steckt selber fest...
Wir sind auf unserer Tour 6, der klassischen Botswanatour. Seit gut einer Woche sind wir unterwegs und haben bereits viel erlebt. Nun sind wir mal wieder in unserem geliebten Moremi.
Wir beginnen den dritten Tag, indem wir uns mal kurz im Matsch fest fahren, Landy und Jochen sei dank, sind wir aber innerhalb weniger Minuten wieder frei. So können wir den morning drive ganz relaxt beenden. Mittags machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Camp im Moremi, dem North Gate - oder, wie er jetzt heißt, dem Kwai Camp. Und dort fängt das Schlamassel an. Nachdem wir einen Abstecher zum Hippopool gemacht hatten, umkurven wir nun eine Pan. Dort sehen wir schon von weiten einen Bushcamper.
(Text Jochen) Dirk und Karin haben wir schon winken gesehen und böses vermutet. Neben einer seichten sandigen Wasserdurchfahrt stecken die beiden so tief im Matsch, dass sich das Fahrzeug durch einfaches Ziehen keinen Millimeter bewegen läßt. Es ist klar, dass das Fahrzeug angehoben werden und die Räder mit Holz unterlegt werden müssen um ihn da raus zu bringen. Leider verfügt der Buschcamper nur über einen kleinen, hydraulischen Wagenheber, den man in diesem Zustand nirgends ansetzen kann. Gut, denke ich, da muß halt der Hilift her. Gesagt, getan. Werkzeug rausgewühlt und die Schraube lösen mit der der Hilift am Landy befestigt ist. Aber was ist? Nach 2 Umdrehungen sitzt die Mutter so fest, dass sie weder vor noch rückwärts zu drehen ist. Kack!!!!! Die Edelstahlschraube absägen dauert ja ewig. Wenigstens hat die Karre vorne 2 Rohre in die der Landy Wagenheber reinpasst, leider nicht ganz. Ein Stück bekommen wir ihn heraus dann ist das Rohr heillos verbogen. Wir machen eine Denkpause und erfahren, dass schon ein anderes Fahrzeug da war, dessen Insassen sich außer Stande sahen zu helfen, aber Hilfe verständigen wollten. Verstehe ich gut wenn ich mir meine Beine, Hände und Gesicht ansehe. War aber für die Moral der Beiden nicht gut. Das Satelitentelefon der zwei, um Hilfe zu verständigen, hatte zwar Verbindung, leider ging im Office in MAun aber keiner ans Telefon. Wir hatten schon früher die Erfahrung gemacht, dass immer wenn etwas passiert und man Hilfe benötigt, Sonntag ist und waren nicht weiter verwundert. Inzwischen sahen wir in der Entfernung ein Safarifahrzeug fahren und machen uns bemerkbar.
Leider biegt er erst mal falsch ab, um dann aber später doch noch bei uns vorbei zu schauen. Dass sein Fahrzeug einen Hilift besitzt, läßt uns aufatmen. Schnell werden Äste gesammelt, die Elefant sei Dank, reichlich herumliegen. Aber wo setzen wir den Hilift an? Das Chassi des Bushcamper sieht cool aus hat aber hinten nur Plastik und natürlich keine Aufnahme für den Hilift. Also probieren wir es am Reserverad und heben ihn soweit an wie es das Plastik zu tolerieren scheint. Wir versuchen die gesammelten Äste unter zulegen. Zweifel haben wir schon, versuchen aber nun mit 2 Fahrzeugen den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Einziger Erfolg, Landy wühlt sich hinten links bis zur Achse ein. Mit der Spannung die auf dem Seil ist kommt er aber leicht rückwärts heraus. Das sich daraus ergebende Sicherheitsgefühl sollte sich aber später rächen.
Mit dem Guide beratschlagen wir noch kurz wie es weiter gehen soll und beschliesen erst mal unsere Gäste an der nahen Kwai Campsite abzuliefern, bevor wir zurück kommen um den Camper flott zu machen. Der Guide bricht also als Erster mit seinen gut gemischten Gästen, Spanier, Italiener, Schwedinnen, die sich gut unterhalten hatten, auf. Ich will folgen nach dem ich alle Seile wieder aufgerollt und das Werkzeug verstaut habe. Leider habe ich inzwischen das kurz vorher gewühlte Loch vergessen und falle prompt mit dem gleichen Rad hinein.
Superkack!! Nichts geht mehr. Also wieder schaufeln und diesmal Landy anheben. Nach 2 mal anheben und unterlegen sind war nach einer Stunde und gut nach Sonnenuntergang wieder frei.
Auf dem Weg zum Camp treffen wir auf ein Rangerfahrzeug das zu unserem Havaristen unterwegs ist und wenig später sehen wir im Bush ein schwaches Licht. Während wir noch überlegen, werden wir gerufen und fahren hin. Ein Traktor steht auf dem Weg und der Ranger erzählt, dass der Motor plötzlich ausgegangen sei und jetzt nicht mehr anspringe. Diesel ist im Tank der Magnetschalter klackt, aber der Anlasser macht keinen Mucks. Da kann ich definitiv nicht helfen. Wir beschliesen, dass ich kurz Annette und meine Gäste im Camp abliefere und dann zurückkomme, um ihn zu seinen Kollegen zu bringen. Kurz ist gut wir müssen das Auto soweit ausräumen, dass die Zelte stehen und alles zum Kochen da ist. Nach einer guten 1/2 Stunde bin ich zur Abfahrt bereit. Den Traktor habe ich schnell gefunden, aber der Ranger ist verschwunden. Ich frage mich ob er schon mal zu Fuß los gegangen ist, finde aber nur Fahrspuren. Seine Kollegen waren also zurückgekommen, um ihn zu suchen. Ich beschließe also ins Camp zu fahren und die Profis die Arbeit machen zu lassen. Um kurz vor Mitternacht hören wir Motorlärm und Stimmen, Dirk und Karin sind freigekommen und haben das Camp erreicht. Gut. Am nächsten Morgen erfahren wir wie es weiterging. Die Ranger hatten als Ersatz für den Traktor einen Laster organisiert, der aber auch zu schwach war. Also wurde das Fahrzeug Stück für Stück an den Rädern mit dem LKW Wagenheber aus dem Dreck geholt und Holz untergelegt. Der LKW hatte dann im Verlauf auch noch einen Platten und mußte Reifenwechseln. Alles in allem dauerte die Aktion 8 Stunden, beteiligt waren 5 Fahrzeuge und 10 Helfer.

Am nächsten Morgen fahren wir gemütlich am Kwai River entlang. Der Fluß ist durch das Okavango Wasser gut gefüllt. Ein Paradies wie immer, das Annette und ich in vollen Zügen geniesen. Leider endet dieses Gefühl als wir kurze Zeit später einen Landrover in Seenot finden. Der männliche Teil der Besatzung hatte sich auf die Motorhaube gerettet. Am Ufer stand ein Guide mit seinen Gästen und verständigte sich mit dem Havaristen durch Zuruf. Irgendwie wollte keiner nass werden. Wir sind also erst mal auf die andere Seite gefahren. Es gab noch 3 seichtere Furten und eine trockene Umfahrung. Bei den anderen angekommen, erfahren wir, dass dieser Landy kein Abschleppseil haben soll. Ausserdem wollte die Besatzung(Deutsche) auf keinen Fall nass werden. Deshalb haben sie die Furt auch nicht zu Fuß durchschritten, was den Schlamassel möglicherweise (Schnorchel) verhindert hätte. Ich packe also mein Abschleppseil aus und fordere die Besatzung auf den Havaristen zu verlassen, um ihn leichter zu machen. Lediglich ein älterer Herr bemüht sich ans Ufer. Der Kapitän und die Damen auf dem Rücksitz weigern sich allerdings beharrlich mit dem tödlichen Wasser in Berührung zu kommen. Auf der Motorhaube liegend versucht der Kapitän das Abschleppseil zu befestigen, das er mit einem Seil hinübergezogen hatte. Zunächst versucht er es am Kuhfänger wovon ich ihn abhalten kann. Am Abschlepphaken soll er es, mit Rücksicht auf unser Material und aus Sicherheitsgründen, festmachen. Er habe vorne keinen Abschlepphaken ruft er zurück und befestigt das Seil an der Stoßstange. Diese hat aber wie bei jedem Landy scharfe Kanten. Ich fordere die Damen noch einmal auf, das Fahrzeug aus Gewichts und Sicherheitsgründen zu verlassen, Landys Cousin stand nämlich ziemlich schräg und könnte auch umkippen. Beharrlich weigern sich die Ladys allerdings meiner Aufforderung nachzukommen. Spätestens hier hätte ich mein Seil abmachen und fahren sollen. Wer das Eigentum Anderer nicht schätzt und eine sichere Bergung verhindert muß halt einfach im Wasser stehen bleiben bis er kooperiert. Aber ich war zu diesem Zeitpunkt wohl noch zu gut, jedenfalls war der Havarist gleich draußen und als die Türen sich öffneten ergoß sich ein Schwall von braunem Wasser auf den Sand. Die Damen enstiegen dem Gefährt allerdings trockenen Fußes und statt einem Dankeschön kam nur ein: es ging doch. Wie gesagt das war das letzte Mal dass ich mich verarschen ließ. Es ist im Bush üblich für solche Aktionen sein eigenes Seil zu nehmen und die Bergung nach Kräften zu erleichtern um dem Helfer möglichst wenig Umstände zu machen. Schlieslich ist ein freiwilliger Helfer ja keine Firma, die für ihre Leistungen gutes Geld bekommt.

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Wieder zurück
Wir snd die Gäste, die bei diesen beiden Hilfeaktionen dabei waren. Es wurde wirklich alles versucht um Karin und Dirk zu helfen. Aber trotz mehrstündiger Hilfe bis in die Dunkelheit hinein, konnen wir nicht entgültig helfen. Das passierte dann wie von Jochen geschrieben. Aber ein bisschen Erlebnis war es auch für uns, auch wenn wir den ganzen Nachmittag in der Sonne verbrachten.
Der Abschuss waren wirklich die 4 Deutschen mit dem Landi im Wasser. Unglaublich aber wahr. Die Damen wollten keine nassen Füße bekommen und stiegen darum nicht aus. Nicht zu glauben.

Wir sind auf jeden Fall gut zurück gekommen, auch wenn unsere Flüge mit der Nationwide nicht wahrgenommen werden konnte, weil die Airline inzwischen pleite war. Da haben wir in Livingston neue Flüge mit BA gebucht und kamen so trotzdem pünktlich zu unserem Anschlussflug nach JNB.

Die Botswanatour war wirklich ein Erlebnis und wir können jedem nur empfehlen, diese Tour mit Annette und Jochen mitzumachen. Vielen Dank noch einmal, und wir freuen uns schon auf das Nachtreffen.
Bis denn
Viele Grüße
Ina&Bernd

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